Sierra Leone

Allgemeines

Sierra Leone hat ca. 5,7 Millionen Einwohner und ist etwa doppelt so groß wie Baden-Württemberg. Die demografischen Daten sind dramatisch und dokumentieren die Armut des Landes: mit 48 Jahren ist die Lebenserwartung eine der niedrigsten in Afrika. Sierra Leone hat die höchste Säuglings- und Müttersterblichkeit der Welt. Jedes vierte Kind erlebt seinen fünften Geburtstag nicht Nach mehr als 10 Jahren Bürgerkrieg ist das Land seit 2002 mit seinem Wiederaufbau beschäftigt. Sierra Leone gehört nach wie vor zu den ärmsten Ländern der Welt. Auf dem Human Development Index belegt es Platz 158 von 169 (2010). Das Pro-Kopf-Einkommen beträgt $340 pro Jahr (2009), d.h. weniger als 1 Dollar pro Tag. In Deutschland liegt das Pro-Kopf-Einkommen bei $40.273 (2010) also mehr als 100mal so viel.

Die Landbevölkerung ist besonders von Armut betroffen. Etwa zwei Drittel der Bevölkerung sind Analphabeten.
Armut ist einer der wichtigsten Gründe, Kinder nicht in die Schule zu schicken. Die Kosten für Schuluniform, Transport und entgangene Arbeit sind zu hoch.

Bildungssystem

Sierra Leone hat eine lange und geachtete Bildungstradition: die erste Schule für Jungen nach westeuropäischem Muster wurde 1845 gegründet, eine Schule für Mädchen folge 1849. Bei der Unabhängigkeit des Landes war das Erbe ein von den Briten geprägtes Bildungssystem, das eine Elite produzierte, aber nicht auf die Bedürfnisse des Landes ausgerichtet war. Änderungen erfolgen in größerem Umfang erst in den 1990er Jahren, mit einer Struktur von 6 Jahren Grundschule, je 3 Jahren Unter- und Oberstufe der Sekundarschule und 4 Jahren Universitätsbildung, sowie Reformen der Curricula.

Die größte Herausforderung nach dem Bürgerkrieg war die Einschulungsquote: sie liegt immer noch bei 158% eines Geburtsjahrgangs und zeigt, daß eine ganze Generation versucht, ihre Schulzeit nachzuholen. Die Einschulungsquote für Mädchen ist gestiegen und liegt jetzt bei respektablen 47% der Grundschulbesuchsquoten. Auch die Abschlußquoten der Primarschule haben sich verbessert und liegen jetzt bei 65%. Aber immer noch besuchen 25 – 30 % der Kinder im Primarschulalter keine Schule.

Die Zahl der Lehrer konnte mit dem schnellen Wachstum des Bildungssystems nicht mithalten, trotz einer Verdoppelung der Lehrerzahl seit 2001. Dazu muss die Lehreraus- und Weiterbildung dringend verbessert werden.

Trotz dieser Schwierigkeiten ist es gelungen, die Lernleistungen der Schüler aufrechtzuerhalten.

Die Regierung räumt der Bildung eine hohe Priorität ein: 20% der Staatsausgaben gehen an den Bildungssektor; die Primarschule hat Priorität. Mit Staatseinnahmen von 11% des BIP und laufenden Ausgaben von 14.5% des BIP ist Sierra Leone auf erhebliche Zuschüsse durch Entwicklungshilfe angewiesen. Dies gilt auch für den gesamten Investitionsbedarf, im Primarschulbereich also Schulbau, Möbel und Unterrichtsmaterial.